Wie so oft auf den Meeren kann man schnell in einen gewaltigen Sturm geraten, mit folgenschweren Folgen. Eine riesige Welle kann in diesem Falle schnell das Ende bedeuten, das Schiff kentern lassen und in die Tiefe reißen – und mit ihr die gesamte Mannschaft.

In Moment erlebt die Welt gerade genau dieses Szenario: Es rollt im Corona-Sturm eine zweite Welle vor Europa an. Die Infektionszahlen steigen wieder stärker an, als bei der ersten chaotischen Welle; schon – Ende Oktober – jetzt liegen die Gesundheitsämter in der Rückverfolgung der Fälle weit hinten und sind nahezu ausgelastet. In anderen europäischen Ländern, in den Beneluxstaaten droht schon diese zweite Welle das gesamte Schiff Niederlande oder auch Belgien in die Tiefen der Meere zu reißen.

Als sicheren Rettungsschirm hat der niederländische Ministerpräsident Mark Rutte Maßnahmen verkündet, welche de facto schon einem Lockdown gleichkommen.

In Tschechien versucht man ebenfalls das Leck geschlagene Schiff vor dem Sinken zu retten – mit Lockdown.

In Deutschland hingegen, wo die Infektionszahlen und der Inzidenzwert weiter ansteigen, werden Ausgangssperren in der Gastronomie verhängt, die Kanzlerin ruft in einer Pressekonferenz dazu auf, die persönlichen Kontakte weitgehend zu minimieren und in Berchtesgaden ist schon das notdürftig gestopfte Leck wieder aufgerissen. Also beherrschen Maßnahmen und Regulierungen die aktuelle Corona-Politik – ohne Lockdown – noch.

Zwar schreien zahlreiche Politiker aus unterschiedlichen Parteien nach einem zweitem Lockdown und ein wesentlicher Anteil der Schüler und Schülerinnen fordert dies auch. Selbst die Lehrer haben – auch wenn sie es bestreiten – den Klausurplan so ausgelegt, als ob in den letzten zwei Wochen vor den Weihnachtsferien „Feierabend“ wäre.

Man kann von den Maßnahmen zwar halten, was man möchte und ja, die Maßnahmen sind zum Teil irreführend und widersprüchlich und haben meines Erachtens oftmals nur den Zweck, den Eindruck zu erwecken, dass nicht weggesehen, sondern gehandelt wird – obwohl der Anstieg der Infektionszahlen nicht überraschend kommt – seit dem Frühjahr warnte uns die Wissenschaft schließlich vor einer zweiten Welle.

Dennoch und trotz der teilweise absurden Maßnahmen, ein zweiter erneuter Lockdown träfe die deutsche Wirtschaft mit zerstörerischer Wucht, auch wenn die schwarze Null – welche übrigens von vielen Spitzenpolitikern aus Reihen der SPD, Grünen und Linken scharf angegriffen worden ist, jetzt aber in Anbetracht der wirtschaftlichen Schäden gelobt wird – viele Schäden abfängt und wie eine Art Rettungsboot im Sturm wirkt, nicht alle werden in diesem Boot ihren Platz finden. Schon die erste Welle hat zahlreiche Unternehmen, wie etwa auch Lufthansa oder auch zahlreiche Einzelhändler über Bord geworfen. Eine zweite Welle wäre für die ohnehin gebeutelte Wirtschaftskraft noch fataler, zumal die lebenswichtigen Exporte ins Ausland ohnehin schon zusammengebrochen sind. Die Gleichung ist doch ganz simpel: Erneuter Lockdown zwar gleich Abdämpfung der Coronafallzahlen und bessere Rückverfolgung der Infektionsketten, aber auch gleich das Sinken des BIP, höhere Arbeitslosenzahlen und Erwerbstätige in Kurzarbeit und die dazugehörigen Kosten aus einem Sparpott, der bald leer zu sein scheint. Und die Rechnung des Gesamten vererben wir an unsere zukünftigen Generationen, welche ohnehin schon mit einer schlechten Rentenvorsorge, einem von uns verschlechterten Klima und jetzt auch noch den Schulden durch einen ersten Lockdown, der (zugegebenermaßen) die richtige Entscheidung war, leben müssen.

Natürlich wird bei weiter steigenden Zahlen ein weiterer Lockdown unvermeidlich zur Bekämpfung des Virus und zum Schutz der Menschen und ihrer Gesundheit. Solange aber noch Betten in den Krankenhäusern frei sind – trotz Mangels an Personal – und auch die Infektionszahlen nicht den Wert von 20.000 überschreiten, die viele Virologen für den Wert halten, ab dem ein Lockdown unvermeidbar sei, sehe ich keinen Grund die Wirtschaft und tausende Existenzen von Arbeitnehmern dem drohenden Schiffbruch preiszugeben.

Ein Teil-Lockdown in Schulen oder Kindertagesstätten erscheint mir da geeigneter, als eine manövrierunfähige Wirtschaft und solange die Marke von 20.000 noch nicht geknackt ist, sollte die erste Devise lauten: „Schluss mit der Diskussion um einen Lockdown zum jetzigen Zeitpunkt!“.

Die Zweite: „Rettung der Wirtschaft!“