Die Zugfahrt entlang der Mosel

„Nächster Halt: Trier Hbf“ hallt es durch die Regionalbahn. Endlich sind wir an unserem Ziel angekommen: dem römischen Trier! Mit Koffern bewaffnet staunte ich nicht schlecht über das erste, das mir beim Weg zur Jugendherberge ins Auge fiel: die Porta Nigra.

Begleitet und organisiert wurde die Reise von den Lehrkräften Herr Stappert und Frau Steuer. Mit dem Lateinkurs der Klassen 9ac und einer Gruppe der EF, deren ich Teil war, haben wir uns an den Iden des Mai (12.-14. Mai 2023) auf eine Exkursion nach Trier begeben. Gegen 13:30 Uhr erreichten wir die Jugendherberge. Wirkte die Jugendherberge prinzipiell einladend, hatten wir als EF-Gruppe, nachdem wir unser Zimmer bezogen hatten, leider direkt eine aufregende Begegnung mit einer riesigen Hornisse und daraufhin erfahren, dass sich in Rheinland-Pfalz zunehmend die „Asiatische Hornisse“ ausbreitet. Bereits am nächsten Morgen war erneut eine in unserem Zimmer…

Der Weg zur Jugendherberge

Nach dem Einchecken haben wir eine Stadtrallye durch die Trierer Innenstadt unternommen und so die Stadt erkundet. Hier erste Eindrücke:

Am Trierer Dom St. Petrus haben wir anhand der lateinischen Schrift am Kirchenturm eine kleine Übersetzungsübung gemacht.

Nescitis qua hora dominus veniet“ heißt übersetzt so viel wie: Denn du weißt nicht, zu welcher Stunde der Herr [Gott] kommen wird.

Gemeint ist damit die in der Spätantike verbreitete Naherwartung des „Jüngsten Gerichts“, desjenigen Tages also, an dem Jesus Christus das Ende der Welt einleite und zum Endgericht mit dem Reich des Bösen zurückkehre.

Eine Führung durchs Amphitheater

Am Abend haben wir an der Erlebnisführung des Gladiators Valerius im römischen Amphitheater teilgenommen. Es war unglaublich spannend, seine Geschichte zu verfolgen, die ein Schauspieler lebhaft gut umgesetzt hat. An manchen Stellen war es so überzeugend geschauspielert, dass man wirklich das Gefühl bekam, in die damalige Zeit eingetaucht zu sein. Die Probleme der Antike, die Herausforderungen des einfachen Volks und das Leben in einer römischen Provinz konnte man hautnah und interaktiv miterleben.

Die Porta Nigra

Statue Konstantin d. Gr.

Nach einem reichhaltigen Frühstuck am nächsten Morgen schlenderte unsere 23-köpfige Gruppe zur Zenturio-Führung durch die Porta Nigra. Ein römischer Soldat empfing uns und führte uns zu seinem Kompanieführer, dem Zenturio. In einer militärisch angehauchten Vorführung eines professionellen Schauspielers durften wir eine unterhaltsame Reise in die Vergangenheit erleben und wurden über die ursprüngliche Funktion der Porta Nigra („Das schwarze Tor“) belehrt, die erst im Frühmittelalter vor 900 Jahren ihren heutigen Beinamen bekam, da ihr weißer Sandstein im Laufe der Zeit eine dunkle Verfärbung erfuhr. Früher hieß sie Porta Martis („Tor des Mars“), da sie erst lediglich eine Repräsentationsfunktion einnahm, später jedoch auch als wichtiger Verteidigungsstützpunkt der Stadt gegen germanische Barbaren genutzt wurde und dem römischen Kriegsgott Mars geweiht war. Mit einer umschlossenen Fläche von ungefähr 285 Hektar war diese antike Stadtbefestigung die größte Anlage ihrer Art nördlich der Alpen. Der dreigeschossige monumentale Durchgangsbau und die beiden viergeschossigen Türme (29,3m hoch) waren aus kampfstrategischen Gründen zur stadtabgewandten Seite apsidial ausgebildet. Die Porta Nigra ist das wohl bekannteste Wahrzeichen Triers und das auch aus gutem Grunde: Das Tor ist eines der besterhaltene römischen Stadttore der Welt und eine UNESCO-Weltkulturerbestätte.

Trier (lat. Treveris) wurde zur Roma Secunda („Zweites Rom“) deklariert und wurde zur Kaiserresidenz des Weströmischen Reiches erhoben in einer Zeit, in der das Römische Imperium und die einst bedeutende Hauptstadt (Rom) an Stabilität verlor. Mit Kaiser Konstantin dem Großen erlangte Trier neues Prestige und wurde zum Zentrum einer neuen, jungen Religion, von der heute noch zahlreiche antike Bauwerke zeugen: dem Christentum.

Im Mittelalter wurde das Tor zum Simeonsstift zu Ehren des heilig gesprochenen byzantinischen Mönches in eine Doppelkirche umgebaut (vgl. mittiges Bild oben). In der Zeit der napoleonischen Eroberungskriege und der damit verbundenen Säkularisierung und Mediatisierung im Geiste der französischen Revolution ließ Napoleon das Stift und die Kirche abreißen und verfügte 1802 den Rückbau der kirchlichen Anbauten.

Stadtführung zu weiteren Sehenswürdigkeiten

Karl-Marx-Haus

Ein Gespenst ging herum in Trier: Auch der bekannte Philosoph Karl Marx, der mit Friedrich Engels die Grundsteine des Kommunismus legte, war Trierer. Deshalb sollte man sich bei einem Besuch nicht wundern, dass in nahezu jedem Geschäft eine Büste des Mannes zu finden ist.

Weitere Sehenswürdigkeiten:

Persönliche Highlights

Für mich war die besondere und alte Architektur der Trierer Häuser und Fassaden ein großes Highlight. Hier findest Du ein paar Impressionen der Trierer Architektur und des Fassadenbaus:

Abendessen im Restaurant

Am Samstagabend aßen wir gemeinsam in einem Burger-Restaurant. Als Tipp kann ich nur zurückgeben, dass die Frage des Kellners, ob man das Fleisch medium haben will, sich NICHT auf die Größe des Burgers bezieht… 😉 Sonst war das Essen samt Abend gut.

Turbulente Rückfahrt mit der Deutschen Bahn

Die Rückfahrt war ein regelrechtes Abenteuer: Die Deutsche Bahn ist ihrer Aufgabe im Erlebnistourismus voll nachgekommen. Der Schienenersatzverkehr, den wir planmäßig in einem Dorf namens „Kobern-Gondorf“ nehmen sollten, kam erst gar nicht. Kurz nach unserer Ankunft kam ein kurzer Solo-Bus für etwa 250 Mitreisende an, wobei der Busfahrer erstmal eine Stunde Pause gemacht hat. Dadurch konnten wir absehen, dass wir unseren Anschlusszug in Koblenz nicht erreichen würden und freuten uns auf eine kuschelige Rückfahrt.

In Koblenz angekommen, hatten wir unseren Anschlusszug knapp verpasst und warteten schließlich auf einen IC nach Köln, um dort umsteigen zu können, in einen ICE nach Duisburg. In keinem der Züge gab es in den folgenden Stunden freie Sitzplätze.

Fazit und Bewertung der Fahrt

Ich kann die Exkursion nach Trier jedem nur empfehlen und als gute Abwechslung zum normalen Lateinunterricht bewerten, bei der man das Römische Weltreich an einem Wochenende hautnah erlebt und so auch seinen geistigen Horizont erweitert. Trier hat mir die wunderbare Möglichkeit geliefert, über den Tellerrand zu blicken und unterrichtliche Zusammenhänge besser zu verstehen. Die Fahrt hat dazu beigetragen, Latein als pulsierende und lebendige Sprache kennenzulernen. Die lateinische Sprache steckt (fast) überall! Man muss bloß lernen, genau(er) hinsehen. 😉

Zum Abschluss noch ein paar Rückmeldungen der anderen Kursteilnehmer dazu, wie sie die Fahrt wahrgenommen haben:

Also ich fande es eine tolle Erfahrung, habe viel dazugelernt und die Aktivitäten waren auch super.“

Pablo

Ich fand die gesamte Fahrt sehr sehr schön. Ich kann mich jetzt mit dem ganzen Kurs viel besser verstehen als vorher und ich finde, wir sind wie eine kleine Familie geworden. Dankeschön, dass sich unsere Lehrer so dafür eingesetzt haben, dass wir diese Fahrt auch durchziehen konnten. […]. Ich hoffe, wir haben sie auch für die nächsten Jahre. Ich würde mich freuen, wenn wir öfter so etwas machen könnten.“

Azra

Also gar nicht gefallen hat mir nichts, nur vielleicht weniger laufen. 😀

Laura