Die großen Städte, wie beispielsweise Frankfurt, Berlin oder Hamburg, haben in der Regel einen guten Ruf und geben Menschen ein Gefühl von Freiheit, Selbstständigkeit und des Lebens an sich. Man kann sich in Städten frei bewegen und jegliche Chanchen, sich frei zu entfalten, stehen einem zur Verfügung. Damit aber nicht genug, denn Städte bilden zugleich auch den Schmelztiegel des multikulturellen Zusammenlebens. Menschen aus verschiedenen Staaten, unterschiedlichen Kulturen und Religionen treffen aufeinander, was grundsätzlich nichts ist, worüber man sich beschweren könnte. In Städten versammeln sich also Menschen und bilden eine große Gemeinschaft zum Handeln und zum Leben.

Neben den zahlreichen unwiderstreitbaren Vorteilen, die Städte zweifellos zu bieten haben, haben Städte zugleich den Ruf des „Großstadtdschungels“. Dieser Neologismus beschreibt dabei verschiedene Seiten der Stadt. Einerseits steht der Dschungel für die Vielfalt des Lebens und damit für das multikulturelle Aufeinandertreffen verschiedener Kulturen. Andererseits kann man auch aus der Bezeichnung des Dschungels ableiten, dass die Stadt auch ein Ort aller Gefahren, aller „Raubtiere“ ist, in welchem man auf sich Acht geben sollte.

Damit liegt die Bezeichnung „Großstadtschungel“ auch nicht falsch. Denn es gilt: Je mehr Menschen sich an einem Ort versammeln, dort zusammenleben und Handel betreiben, desto mehr Streitigkeiten entstehen. Das heißt, die Atmosphäre kann bei schlechter Lage rauer werden und sich vergiften. Das zerstört das multikulturelle Zusammenleben, welches ohnehin nicht ganz ohne Konflikte verlaufen kann. Denn wer miteinander zusammenlebt, muss sich auf grundsätzliche Regeln verständigen; etwas, das umso schwieriger zu bewerkstelligen ist, je mehr Menschen unterschiedlicher Staaten zusammenleben müssen. Dies ist ein altbekanntes Problem einer multikulturellen Gesellschaft und man kann dieses Problem auch nicht gänzlich beseitigen. Es bleibt nämlich ständig als ein Makel multikultureller Systeme übrig. Die Folge sind die Entstehung von Angstvierteln, Ghettoisierung und Orte, in die man besser kein Fuß setzen sollte. Es könnte nämlich ein fataler, wenn nicht sogar ein letzter Schritt sein. Diese Angsträume, die zwangsläufig entstehen, sind neben hoher Kriminalitäts- und Ausländerrate aber auch geprägt von wachsender Armut. Das kann sich in einer höheren Kriminalitätsrate niederschlagen: Wer nämlich für seinen Lebensunterhalt dringend Geld braucht, es aber nicht besitzt, weil man z.B. arbeitslos ist, der wird schnell versucht sein, jeglicher Arbeit krimineller Art nachzugehen.

In Großstädten konzentrieren sich Menschenmassen auf kleinem Raum: Da sind Konflikte unvermeidlich.

Diese Kleinkriminalität betrifft v.a. auch Jugendliche, sofern sie ohne jegliche Perspektive aufwachsen. Das Risiko von menschlicher Verelendung hin zu Kleinkriminalität, Drogenkonsum und Prostitution sind höher und steigen mit zunehmender Armut.

Nicht umsonst galt und gilt weiterhin die Stadt Berlin als das moderne Babylon: Ein dreckiger Sündenpfuhl mit hoher Kriminalitätsrate und gebrochenen Sitten und Werten. Ein Moloch. Ich würde neben der allgemeinen Klassifizierung der Städte als „Modernes Babylon“ sie auch als „Modernes Sodom und Gomorra“ klassifizieren, in welchen Sünden jeder Art herrschen. Als zwei in der Bibel beschriebene Städte, welche Teil einer Erzählung im Alten Testament sind, in denen Gott diese Städte mangels zehn gerechter Menschen, zerstört.

Das Buch „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ beschreibt weiterhin die Verelendung der Jugend aufgrund von Armut in den Städten, welche zu Drogenkonsum und Prostitution führt. Alles keine schönen Gedanken, aber notwendig, um (meinen) Frust und Verdruss gegenüber den Städten nachvollziehen zu können.

Die Armut, insbesondere die Konzentration von Menschenmassen auf kleinem Raum, sind also wesentliche Probleme urbaner Existenz. Wer will schon in einer Innenstadt wohnen, einer Innenstadt mit einem viel zu hohen Lärmpegel und Ort ohne Privatsphäre? Zugegebermaßen sind Wohnungen in Innenstädten relativ beliebt. Die Situation in Armutsvierteln ist aber eine andere, eine viel schlimmere. Dort grenzt nämlich Kleinwohnung an Kleinwohnung, welche wie Schachteln übereinander gestapelt sind, keine Privatsphäre und grassierende Armut. Was ein Leben in „Würde“! Ein lebensungerechtes Leben – nicht genug zum Leben, aber auch nicht genug zum Sterben – ist in den Städten also schon für viele Menschen garantiert. In diesen Elendsvierteln voller Armut sind nicht die Menschen das eigentliche Problem. Alkohol-, Drogenkonsum, Prostitution und Kriminalität sind nur die Folgen von Armut und einer Verengung menschlicher Bedürfnisse in kleinen Zellen, aus denen es auf die Schnelle kein Entrinnen gibt. Der Mensch wird in den Städten seinen Bedürfnissen nach Freiraum und nach sozialer Interaktion nicht gerecht, nicht mit dem Stress und der alltäglichen Hektik. In den Städten verkümmert der Mensch also; er wird gar als ein Tier behandelt, wie ein Rind, Schwein oder Huhn in Massentierhaltung zusammengepfercht.

Innenstädte bieten auf dem ersten Blick zwar eine glänzende Kulisse für den Handel und eine unternehmensfreundliche Stadt. Jedoch frage ich dann, ob sich jemand des Nachts in Innenstädte oder gar Bahnhöfe traut, die besonders Drogenabhängige und kriminelle Gewalttäter anziehen. Aus meiner Sicht hat das propagierte Bild einer Stadt mit Ruhm, Glanz und sozialen Aufstieg wenig mit dem wahren Bild von Städten zu tun: Vulkanstraße, Hochfeld, Marxloh und der Duisbuger Hauptbahnhof in der Nacht sind nur einige Orte in Duisburg, in denen Armut, Drogenabhängikeit und Kriminalität stets aufeinandertreffen und welche viele Menschen in einen Teufelskreis ziehen, immer tiefer in den sogegannten Sündenpfuhl „Stadt“. Wer also weiter auf dem Vulkan tanzen möchte, sollte darauf achten, dass dieser Vulkan nicht ausbricht, wenn man gerade auf ihm steht.