Seit Oktober 2021 können wir am „Planspiel Börse“ teilnehmen. Dabei handelt es sich um eine von der Sparkasse initiierte Börsensimulation. Sie findet alljährlich für Schülerinnen und Schüler, aber auch Studierende und Lehrende statt. Das FHG nimmt in diesem Jahr zum ersten Mal in organisierter Form teil. Innerhalb von maximal 17 Wochen sollen die beteiligten Schülerinnen und Schüler, die Gruppen mit 2 bis 4 Mitgliedern bilden mussten, mit einem Startkapital von 50.000 Euro möglichst hohe Gewinne durch den fiktiven Kauf und Verkauf von Aktien an der „virtuellen“ Börse generieren. Die dort dargestellten Aktienkurse richten sich dabei nach den realen Preis- und Aktienentwicklungen.

Alles schön und gut, aber was soll das Spiel für uns bringen? Und was ist das Spannende an dem Planspiel?

Was sind Aktien überhaupt!?

Aktien sind geliebt und zugleich gefürchtet. Wenn man das Wort „Aktien“ in den Mund nimmt, dann verbinden nicht wenige Menschen damit sowohl positive als auch negative Assoziationen: Den Börsencrash von 1929, der „Schwarze Donnerstag“, der Fall der „Lehmann Brothers“ und die daraus resultierende Finanzkrise 2008, aber auch Gewinne und die Hoffnung auf hohe Renditen.
Es gibt bestimmte gewinnträchtige Unternehmen, sogenannte Aktiengesellschaften (AG), welche, um ihre eigenen Gewinne noch einmal zu steigern, ein Bruchteil ihres Grundkapitals auf dem Markt, dem sog. Aktienmarkt einem Käufer anbieten. Der Käufer erhält ein Wertpapier, welches die Beteiligung genehmigt und das Mitgliedschaftsrecht des Aktionärs beinhaltet. Mit dem Kauf einer Aktie verfügt man also quasi über einen Teil des Unternehmens. Für den Aktionär und den Unternehmer haben die Aktien mehrere Funktionen: Der Aktionär kann die Börsenkurse bzw. der Börsenkurs seines Unternehmens verfolgen und, sofern sich der Wert gesteigert haben sollte, die Aktie verkaufen, um Gewinne zu erzielen.
Die Unternehmen, die Aktien ausgeben, erhalten durch den Verkauf einer Aktie Geld bzw. leihen es sich und können mit dem Geld des Aktionärs dementsprechend weiterhandeln bzw. es zur Expansion des Unternehmens investieren. Der Handel mit Geld kann somit dazu genutzt werden, um ganze Volkswirtschaften bzw. deren wirtschaftliche Entwicklung zu beeinflussen. Durch eine gute gesamtwirtschaftliche Lage, bei der viele Waren und Dienstleistungen produziert (Anstieg des BIP) und konsumiert werden, produzieren die Unternehmen wegen der gesteigerten Nachfrage immer mehr Waren und Dienstleistungen, um die Nachfrage zu stillen. Ansonsten käme es bei einem geringen Angebot mit einer hohen Nachfrage dazu, dass die Preise für das geringe Angebot höher werden, also zu einer sog. Inflation, einer Entwertung des Geldes. Mit der stärkeren Produktion steigt wiederum der Aktienwert. Die Nachfrage nach einem Produkt wird größer, das Angebot wird durch eine stärkere Produktion ebenfalls größer. Damit steigt der Wert des Unternehmens für die Volkswirtschaft und damit auch der Aktienpreis.

Ein Beispiel zur Veranschaulichung

Die Volkswagen Aktiengesellschaft produziert ein bestimmtes Auto und bietet es für einen Preis von 5.000 Euro zum Verkauf an. Eine Aktie für VW-Anteile kostet ca. 50 Euro. Da sich die Bundesrepublik in einer Depression befindet, also in der Talsohle (Wirtschaftskrise) eines Konjunkturzyklus‘, beschließt die Bundesregierung, durch ein Konjunkturprogramm die Infrastruktur zu verbessern. Dadurch wird die Konjunktur angekurbelt: Mehr Menschen werden arbeiten und einen Lohn erhalten. Den Lohn geben sie für ihren Konsum aus und um ihre Familien zu versorgen. Dadurch wird eine höhere Nachfrage auch in anderen Branchen geschaffen, wie z.B. der Lebensmittelindustrie. Somit steigt auch die Nachfrage nach PKWs des VW-Konzerns. Die Nachfrage regt wiederum die PKW-Produktion an und sorgt somit auch dafür, dass VW mehr Arbeitskräfte einstellen muss. Diese erhalten dementsprechend ebenfalls einen Lohn, den sie wiederum ausgeben. Diesen ganzen Prozess bezeichnet man in der Volkswirtschaftslehre als den sog. „Multiplikator-Akzelerator-Effekt“. Doch was hat das nun mit Aktien zu tun?

Zum einem wird durch die gestiegene Produktion und Umsatzsteigerung, die VW macht, der Aktienwert steigen, beispielsweise auf 100 Euro. Der Aktionär kann nun entscheiden, ob er die Aktie wieder verkaufen möchte und somit einen Gewinn von 50 Euro erzielt. Er kann aber auch darauf warten, dass die Aktie weiter an Wert zulegt und sie erst dann verkaufen. Zwar ist damit immer ein gewisses Risiko verbunden, dass die Aktie zwischenzeitlich wieder an Wert verliert und man Verluste macht. Jedoch ist es in dem obigen Szenario wahrscheinlicher, dass der Wert der Aktie weiter steigt, weil sich Deutschland in einem Wirtschaftsaufschwung befindet.
VW kann wiederum das „geliehene“ Geld des Aktionärs zur Gewinnmaximierung benutzen, beispielsweise in neue Maschinen investieren und so die Produktion und damit auch die Umsätze versuchen zu steigern, wodurch sie für Aktionäre noch interessanter würden: Ein Kreislauf eben!

Aktien zeigen auch die „Marschrichtung“, wie sich eine Gesellschaft nach den unsichtbaren Kräften des Marktes weiterentwickelt. Sollte in diesem Beispiel der Klimaschutz an Bedeutung gewinnen, so spiegelt es sich auch in der Börsenentwicklung wieder. Eine höhere Nachfrage nach beispielsweise denjenigen Fahrzeugen eines Mitbewerbers, die klimafreundlicher wären, würde den Wert der Aktien des Konkurrenten steigern, wodurch mehr Aktionäre ihr Geld in die Aktien fortschrittlicherer Unternehmen investieren. Der Mitbewerber hätte dadurch wiederum mehr Geld, um weitere Innovationen in den Klimaschutz voranzutreiben. Der VW-Konzern könnte dann, sofern er die Bedeutung des Klimaschutzes erkennt, nachsteuern und ebenfalls klimafreundlichere Autos produzieren, um auf dem Markt überhaupt mithalten zu können.
Was soll aber das Beispiel nun genau veranschaulichen? Es veranschaulicht, dass wir als Wirtschaftssubjekte eigentlich doch nur Teil eines großen gesamten Wirtschaftssystems sind, in dem jeder einzelne einen Teil beizutragen hat. Durch die Arbeit und den Konsum, aber auch durch den Kauf von Aktien. Die Entwicklung der Aktien hängt wiederum stark mit der wirtschaftlichen Entwicklung des Unternehmens und derjenigen des gesamten Landes ab.

Auswirkungen weiterer Einflussfaktoren

Die Auswirkungen durch z.B. die neue Corona-Variante „Omikron“ treffen die Börse sehr stark. Die Aktienkurse sind binnen weniger Stunden abgestürzt, da viele Investoren aus Panik schnell ihre Wertpapieranlagen verkauft haben. Wenn viele ihre Aktien verkaufen wollen, aber wenig Nachfrage auf einen Aktienkauf vorhanden ist, sinkt der Kurs und somit der Wert der Aktie. Es gilt auch bei Aktien das Angebot und Nachfrage den Preis bestimmen: Wird eine Aktie stark nachgefragt, so steigt deren Wert. Aktien gibt es nämlich auch nicht unendlich. Eine Aktiengesellschaft (also eine Firma, die Aktien verkauft, um mehr Geld für eigene Investitionen zu haben) gibt nur eine bestimmte Anzahl an Aktien zum Verkauf frei. Dabei sollte die Firma 51% der Anteile behalten, damit das Unternehmen stets die Mehrheit behält. Sonst könnte ein Unternehmen von einem anderen übernommen werden oder die Investoren könnten Machtansprüche stellen.

Die Inflation

Ein weiterer Grund dafür, dass die Aktienkurse rasant sinken, ist die steigende Inflation. Inflation bedeutet, einfach gesagt: Geldentwertung. Mit einer Inflationsrate von beispielsweise 5% wären 100€ nach einem Jahr nur noch 95€ wert. Das Geld hat quasi 5€ an Wert verloren. Damit werden dementsprechend auch die Produkte für den Verbraucher teurer. Die jetzige Inflation liegt in Deutschland zwischen 2,6 und 3,2 Prozent. Das ist die höchste Inflationsrate seit 30 Jahren. Die eigentliche Preisstabilität sollte bei knapp unter 2 Prozent liegen. Um gegen Inflation vorzugehen, kann die Staatsbank die Zinsen erhöhen. Dies soll dazu dienen, dass weniger Kredite aufgenommen werden, wodurch der Kaufanreiz sinkt. Die EZB (Europäische Zentral Bank) soll die Preisniveaustabilität im Euro-Raum sichern.

Es zeigt also deutlich, wie stark Aktien die Wirtschaft zu einem gewissen Grad widerspiegeln und wie die Wirtschaft dadurch beeinflusst wird.  Es werden einfache volkswirtschaftliche Prozesse, wie das Angebot-Preis-Verhältnis, der Multiplikator-Akzelerator-Effekt und der Konjunkturzyklus anhand des Aktienhandels näher veranschaulicht. Dem Mitspieler wird offen vor Augen geführt, wie stark wir alle in das Wirtschaftssystem eingebunden sind und v.a. wie es funktioniert. Dies ist ein entscheidender Aspekt im Leben aller Menschen. Ein Aspekt, der zum Allgemeinwissen dazugehört und dem man mit dem Planspiel Börse selbst nachspüren kann.