„Wien, Wien, nur du allein, sollst die Stadt meiner Träume sein“ sangen bereits Hans Moser und Peter Alexander, als sie ihre Liebe für die Stadt an der blauen Donau verkündeten.

Bevor wir uns chronologisch durch eine spannende Woche bewegen, starten wir vorab mit einigen Rückmeldungen anderer Teilnehmenden der Kursfahrt. Nachdem Wien 2024 zum dritten Mal in Folge als lebenswerteste Stadt der Welt von dem britischen Magazin „Economist“ gekürt wurde, haben wir auf dem Rückweg nach Duisburg die Teilnehmenden gefragt, ob sie Wien ebenfalls als lebenswerte Stadt empfunden haben und sich dem Votum der Jury anschließen wollen. Hört gerne rein!

So verzaubert unsere traumhafte Vorstellung von dieser Metropole im Vorfeld auch gewesen sein mag, so entschlossen haben wir diese Stadt begrüßt, als ein Teil der diesjährigen Q2-Studienfahrt am späten Abend des 6. Oktobers von Duisburg-Homberg nach Wien startete.

Um 22 Uhr fuhr unser Bus los. Er sollte noch in derselben Nacht das Ruhrgebiet verlassen und später durch märchenhafte Höhen, bayerische Wälder und letztlich österreichische Täler tuckern. Es waren noch Laute von Müdigkeit und Nackenschmerzen im Bus zu vernehmen, als wir um 10:45 Uhr am Hotel in Wien ankamen. Diese waren aber spätestens verflogen, nachdem wir unsere (wirklich) schönen, modernen Zimmer bezogen und den Weg in Richtung Schloss Schönbrunn auf uns genommen hatten. Der Schlossgarten bot einen ersten Vorgeschmack auf die barocken Monumentalbauten der Habsburger-Monarchie, welche uns in Wien noch mehrfach begegnen sollten. Das Schloß Schönbrunn beispielsweise nutzte das Herrschergeschlecht der Habsburger als Sommerresidenz – fernab der kaiserlichen Hofburg im Zentrum der Stadt. Was für Prunkbauten uns noch erwarten würden, ahnte zu diesem Zeitpunkt wohl kaum jemand. Staunend betraten wir die Schlosssäle mit ihren Fresken, Büsten und reich verzierten Wänden und Gemälden. Diese Pracht und materiellen Insignien der Macht faszinieren bis heute und regen zum Nachdenken an, wie eine kleine Elite der Gesellschaft im Vergleich zum Rest der Bevölkerung im Luxus leben konnte. Parallelen zu diesen Ungleichheiten bestehen heute auch noch.

Danach hatten wir Freizeit, die Stadt zu erkunden und die Wiener U-Bahn auszuprobieren, welche meiner Meinung nach eines des besten Nahverkehrssysteme in Europa ist. Man kann in unter einer halben Stunde jeden entlegenen Ort in den Wiener Kernbezirken erreichen. Unsere Gruppe schlenderte gemütlich durch das Stadtzentrum.

Der nächste Tag begann so schön wie der erste aufgehört hatte: Das Frühstücksbuffet hat nicht nur meine Erwartungen völlig übertroffen. Es gab quasi alles, was das Herz begehrt. Das Buffet verstand sich zudem auf Sinnlichkeit. Nach dem reichhaltigen Frühstuck haben wir eine Stadtführung mit unserem Reisebus unternommen, in der ein waschechter Wiener uns seine Stadt zeigte. Meine persönlichen Highlights waren für mich: Das Secessionshaus, das Hundertwasserhaus und das Schloss Belvedere. Gespickt war die Tour mit zahlreichen Anekdoten. Nach der Führung hatten wir Freizeit. Wir nutzten diese, um in einem empfohlenen Restaurant wienerisch zu speisen. Neben Kaiserschmarrn, Wiener Schnitzel und Käsespätzle erreichten unseren Tisch auch verschiedenste Knödelarten.

Das Hundertwasserhaus ist ein Kunstprojekt des österreichischen Künstlers Friedensreich Hundertwasser (Bürgerl.: Friedrich Stowasser), womit er ein außergewöhnliches Wohnhaus geschaffen hat, das mit jeden Regeln der Symmetrie bricht.

Das Secessionshaus ist ein Ausstellungshaus für zeitgenössische Kunst, das von den Wiener Secessionisten im Anbruch des 20. Jahrhunderts entworfen wurde. Die Secessionisten nannten sich so, da sie sich von der aktuellen Wiener Kunstbewegung und der Gesellschaft abgetrennt haben (lat. secare – schneiden, trennen). Für sie musste Kunst frei sein und durfte nicht durch fremde Mächte instrumentalisiert werden. Deshalb steht auf dem Gebäude der Mahnspruch: Der Zeit ihre Kunst / Der Kunst ihre Freiheit. Sie verschrieben sich dem Wiener Jugendstil, was spätestens in der architektonischen Gestaltung des Hauses deutlich wird.

Wie in jeder Hauptstadt konnten wir es nicht lassen, das Parlament zu besuchen. In einer spannenden Führung erfuhren wir eine Menge über die österreichische Demokratie, die Geschichte Österreich-Ungarns sowie das Parlamentsgebäude. Es war sehr spannend, den alten Parlamentssaal zu besichtigen, in dem der Vielvölkerstaat Österreich-Ungarn getagt hatte. Der Nationalrat ist das österreichische Pedant zum Deutschen Bundestag. Der Bundesrat ist wie in Deutschland die Ländervertretung in der Gesetzgebung, wobei jedoch zu beachten ist, dass er anders als der deutsche Bundesrat nicht die zweite Kammer der Gesetzgebungsverfahren darstellt, sondern ein eigenständiges unter den fünf obersten Bundesorganen ist.

Nach einem Spaziergang zur Votivkirche über das Wiener Rathaus hat meine Gruppe beschlossen, den Abend auf den Wiener Zentralfriedhof ausklingen zu lassen. Wir besuchten dort musikalische Giganten, wie u.a. wie Arnold Schönberg, Beethoven, Brahms, Johann Strauss oder Schubert. Auch Udo Jürgens haben wir dort gefunden. Leider haben wir „Falco“ aus zeitlichen Gründen nicht mehr aufsuchen können…

Um unsere Eindrücke zu erweitern, sind wir noch zum Stadtpark geschlendert, in dem Denkmäler dieser Größen standen.

Der nächste Tag sollte im wahrsten Sinne des Wortes Grenzen sprengen: ein Tagesausflug in die nahgelegene slowakische Hauptstadt Bratislava (dt. Pressburg). In ihrer Repräsentationsfunktion als Landeshauptstadt war ich sehr enttäuscht von Bratislava. Mit einer Bevölkerungsgröße, die ungefähr derjenigen von Duisburg entspricht, war sie so spannend wie eine kleindeutsche Stadt in Bayern. Die Burg, der ehemalige Sitz der ungarischen Könige, wirkte von außen mittelmäßig interessant und – nach den Eindrücken von Wiens Gloria – wirkte die gesamte Stadt wirklich unspektakulär. Um dies einzuordnen, muss man sagen, dass Bratislava eine aufstrebende Stadt ist und sich zunehmend entwickelt: Zahlreiche neue Hochhäuser, ein dichtes Nahverkehrsnetz um das Stadtzentrum und moderne Einkaufszentren zeugen von dieser für die Stadt positiven Entwicklung. Bratislava ist Historikern ebenfalls bekannt für den 1805 geschlossenen Pressburger Frieden, der den dritten Koalitionskrieg zwischen Frankreich und Österreich beendete. Der Friedensvertrag sah vor, dass Österreich Vorarlberg und Tirol an süddeutsche Staaten abtreten sowie die neugeschaffene Königreiche in Süddeutschland (Württemberg, Bayern) und den Kaiserrang Napoleons anerkennen musste. Durch die Zustimmung zur Gründung des Rheinbundes und den Gebietsverlusten stellte es einer der bittersten Niederlagen Österreichs dar.

Eine Sehenswürdigkeit, die mir sehr gefallen hat, war die Blaue Kirche, ein im Jugendstil errichteter Sakralbau. Der Blauton fing den Betrachter ein und strahlte durch seine Farbgebung Leichtigkeit und Freude aus, da es etwas völlig anderes war, als man es von den meisten anderen Gotteshäusern gewöhnt ist.

Zurück in Wien schlenderten wir Abends noch über den Naschmarkt. Dort werden allerlei Kostbarkeiten von Fleischwurst bis zum Karamellbonbon angeboten. Zahlreiche Souvenirläden reihen sich an Restaurants und kleine Marktstände.

Am nächsten Tag hatten wir den Prater, den ganzjährigen Wiener Vergnügungspark, besucht. Das berühmte Wiener Riesenrad und eine Vielzahl an Rummelbuden konzentrieren sich auf dem Gelände. Es war sehr schön und – wie ganz Wien – schön teuer.

Nachmittags trauten sich drei wagemutige Seelen in Begleitung von Herrn Dr. Thomé – darunter auch ich – die höchste Erhebung in Wien zu besteigen: den Kahlenberg! Im donnernden und peitschenden Vollregen schleppten wir uns einen 1,2 Kilometer steilen Hang hinauf. Trotz der Mühe fielen die Lorbeeren nicht rosig aus. Es war wegen der Wetterbedingungen extrem nebelig, was wiederum dafür sorgte, dass man keine weite, freie Sicht auf Wien hatte.

Abends ging es als Abschluss in einen Irish Pub, wo Karaoke angeboten wurde. Es war ein phänomenaler Abend mit viel Freude und Erinnerungen, die hängen bleiben dürften. Mit gezerrten Stimmbändern ging es nach mehr oder minder wohlklingenden Gesangseinlagen zurück ins Hotel.

Der nächste Tag war geprägt von Wehmut und Abschiedsschmerz. Es ging früh mit dem Bus zurück. Gegen 8 Uhr fuhren wir los und hatten Wien verlassen. Wie die Wiener mussten wir also sagen: Servus!

Sag beim Abschied leise Servus; nicht lebwohl, und nicht Adieu, denn diese Worte tun nur weh. Doch das kleine, Wörterl, Servus ist ein lieber letzter Gruß, wenn man Abschied nehmen muss.

Wiener Volkslied

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