Die ganze Börse hängt nur davon ab, ob es mehr Aktien gibt als Idioten oder mehr Idioten als Aktien.
André Kostolany
Was Kostolany mit diesen Worten wohl erklären will, ist das Verhältnis von Angebot und Nachfrage. Kostolany meint mit „Idioten“ wohl diejenigen Aktionäre, die den größten aller Börsenfehler machen: Aktien mit einem hohen Kurs kaufen und tief verkaufen.
Ich habe bei dem Planspiel Börse als Teil eines Zweierteams teilgenommen und schreibe im Folgenden, was ich vom Planspiel Börse halte und welche Erfahrungen ich damit sammeln durfte.
Ich finde das Planspiel Börse an sich einen sehr guten Wettbewerb, da man auf spielerische Weise in die Welt der Börse eintauchen kann und das alles ohne echtes Geld zu verwenden. Das heißt, dass man sich ohne Risiko ausprobieren und Erfahrungen sammeln kann. Es war ein sehr ungewohntes Gefühl, dass man 50.000 Euro auf seinem imaginären Konto besitzt! Ich bin das erste Mal in meinem Leben mit Aktien und der Börse in Berührung gekommen und habe einen Einblick in die Abläufe eines Börsentages sowie in die Aktienentwicklungen bekommen. Ich habe viel Neues dazu gelernt, wie zum Beispiel, dass man bei jedem Kauf oder Verkauf einer Aktie eine hohe Transaktionsgebühr zahlen muss, dass man bei einigen Aktien mit einer Dividende belohnt wird nach einiger Zeit, und dass Aktienkurse an einem Tag oft springen, weshalb man erst einige Wochen warten muss, um einen Gewinn verzeichnen zu können.
Außerdem finde ich toll, dass das Spiel sehr realitätsgetreu ist. Ich habe gesehen, dass die Börse mit der Politik und der Wirtschaft eng verknüpft ist und Krisen oft Gründe für steigende oder fallende Aktien sind. Demnach ist zum Beispiel der Aktienwert von „Airbus“ während der Spannungen zwischen der NATO bzw. den USA und Russland in den letzten Zügen des Wettbewerbs enorm gestiegen, weil dieses Unternehmen zu den größten Rüstungskonzernen der Welt zählt. Hinzu kommt, dass der Wettbewerb eine große Abwechslung und tolle Chance ist, Politik und Wirtschaft mal ganz anders zu erleben: Nicht immer theoretisch darüber zu reden, wie die Börse in der Theorie funktioniert, sondern selber als „Broker“ dabei sein und seine ersten Erfolge bereits mit jungen Jahren im Kapitalismus erzielen. Wenn man dann nämlich Geld durch eine Aktie gewonnen hat, hat man sich unglaublich gefreut. In der App standen immer die jeweilige Prozentzahl, die den Gewinn oder den Wertverlust der Aktie seit dem Kauf (bereits mit der Transaktionsgebühr verrechnet) zeigt. Diese Prozentzahl hat mich immer wieder in den Wahnsinn getrieben: Soll ich jetzt verkaufen, weil ich gerade Gewinn gemacht habe oder lieber noch etwas abwarten – mit dem Risiko, dass die Aktie schon ihren Höhepunkt erreicht hat und sinkt?
Mir ist also durchaus bewusst, dass Aktien nicht hundertprozentig gewinnsicher sind. Mit den meisten Aktien hat mein Team leider auch keinen Gewinn gemacht, sondern Verluste. Dies konnten wir nur durch einige „gute“ Aktien ausgleichen, die gestiegen sind. Unser Depotverlauf ist sehr sprunghaft im Laufe des Wettbewerbs gewesen. Anfangs hatten wir nur Verluste gemacht. Im Verlauf des Wettbewerbs konnte unser Team teilweise 1.500-2.000 Euro Gewinne erzielen – dann sind gegen Ende des Wettbewerbs unsere Aktien komplett eingekracht. Das hat mir natürlich vor Augen geführt, dass der Aktienhandel ein reines Gewinnspiel ist, welches man mit etwas Sinn und Verstand aber austricksen könnte. Mein Vertrauen in die Aktienmärkte ist durch die stark fallenden Aktienkurse – aufgrund der Corona- und der Ukraine-Russland-Krise sehr geschwächt worden. Mit der Zeit, wenn man seine Aktien und Anlagen immer sinken und sein imaginäres Geld kontinuierlich kleiner werden sieht, verliert man ein wenig das Vertrauen in die vermeintlich doch so sichere Wertanlage.
Unseren teilweisen Erfolg haben wir unter anderem dem Politik-/Wirtschaftsunterricht zu verdanken. Dort haben wir die Grundfertigkeiten erarbeitet, die man für die Börse braucht: Was ist eine Aktie, was ein Fond…? Mir hat die schnelle Möglichkeit, Geld zu erwirtschaften, während des Wettbewerbs sehr gefallen, sofern man auf seinen Aktien sitzen geblieben ist und sie nicht nach zwei Tagen wieder verkauft hat. Dies sollte jedem klar sein, der mit Aktien Geld verdienen will. Eine Börsenweisheit heißt nicht ohne Grund so: „Wer mit Aktien Geld verdienen will, macht dies nicht mit dem Kopf oder mit dem Bauch, sondern mit dem Hintern, indem er möglichst lange drauf sitzen bleibt.“
Um es zusammen zu fassen, würde ich sagen, dass das Planspiel Börse Schülerinnen und Schülern eine wunderbare Möglichkeit eröffnet, die Börse hautnah und selbst erleben und mitzugestalten zu dürfen. Es ist einmal ein ganz anderer Politikunterricht als üblich. Man hat selber das Steuer in der Hand und dazu auch noch den Ansporn, etwas gewinnen zu können. Man kann den Kurs selber bestimmen und sein Wissen weiterhin festigen. Es war eine Anregung, sich intensiver mit der Börse zu beschäftigen und seine Kenntnisse weiter zu entwickeln. Im Klassenraum haben wir uns über die jeweiligen Aktien unterhalten und ausgetauscht.
Allerdings verlasse ich den Wettbewerb nicht nur mit einem guten Gefühl. Ich habe nämlich auch gelernt, dass man auf sein Geld aufpassen sollte und man es sehr leicht durch schlechte Investments verlieren kann. Die aktuellen Krisen, wodurch die Börse teils große Einbrüche verzeichnen musste, hat uns natürlich auch vorsichtiger mit dem Umgang unseres Kapitals werden lassen und uns wachgerüttelt. Die Sparkasse Duisburg möchte mit diesem Wettbewerb offensichtlich Schülerinnen und Schüler anregen, besser informiert mit der Börse umzugehen und natürlich früher oder später auch in die Börse mittels Aktien zu investieren.
In meinen Augen ist der Schuss ein bisschen nach hinten los gegangen, da viele durch die großen Kurs-Einbrüche am Ende, die Börse möglicherweise als unsichere Anlagemöglichkeit in Erinnerung behalten werden.
Im Allgemeinen kann ich den Wettbewerb trotz aller negativen Erfahrungen jeder und jedem weiterempfehlen. Mir hat es unglaublichen Spaß bereitet, den Finanzsektor derart praktisch und nicht bloß theoretisch erkunden zu dürfen. Mein Wissen, das ich durch den Wettbewerb gewonnen habe, wird sich sicherlich in Zukunft als nützlich erweisen. Ich hoffe, dass viele weitere Schülerinnen und Schüler des FHGs in naher Zukunft erfolgreich an dem Wettbewerb teilnehmen werden und diesen vielleicht sogar mit etwas besseren Zahlen und Gefühlen verlassen werden!