Hintergrundinformation: Beide Elternteile von Sina sind drei Jahre vor der Entführung bei einem Autounfall gestorben und deshalb hat Sinas große Schwester sie adoptiert, da es keine anderen Familienmitglieder mehr gibt.
Es war Abend. Sina und Anna trafen sich bei Sina zu Hause. Um 19 Uhr meinte Anna dann zu Sina: ,,In einer Stunde muss ich gehen. Deshalb, lass uns die Zeit noch gut nutzen.“ Sina nickte. Nach einer halben Stunde stand Sina von ihrem Sofa auf und sagte: ,,Ich habe wieder diese Stimme gehört! Wie kannst du die denn nicht auch hören?“ Anna erwiderte bloß: ,,Ich denke, du bildest dir das nur ein. Oh, meine Eltern sind kommen gleich. Kommst du noch mit vor die Tür?“ Sina nickte und gemeinsam gingen die beiden zur Tür, wobei Sina beschloss, noch mit Anna zum Auto zu gehen. Die beiden verabschiedeten sich und Sina war bereits auf dem Weg zu ihrer Haustür. Sie hörte wieder diese schreiende Stimme. Sie wurde immer lauter und höher. Auf einmal packte Sina etwas an der Schulter. Da sie dachte, dass es ihre Freundin war, die ihr einen Streich spielen wollte sagte sie: ,,Anna, hör auf mit diesen Streichen!“ Doch niemand antwortete. Sina drehte sich deshalb um und sie traute ihren Augen kaum: Das, was sie gepackt hatte, das war nicht Anna, sondern eine große, schwarze Gestalt. Also zumindest für Sina war sie so groß, dass sie bloß wegrennen wollte. Aber sie schaffte es nicht mehr. Die Gestallt zog sie in ein schwarzes Auto. Sina schrie so laut sie konnte, aber das half nicht. Die Gestallt raunte ihr streng zu: ,,Sei leise! Schließlich will ich nicht ertappt werden.“ Sinas Mund wurde zugebunden. Alles war dunkel im Auto. Wie viel Zeit verging, konnte Sina nicht sagen, so beschäftigt war sie damit, die Ereignisse zu verarbeiten. Plötzlich schrie die schwarze Gestalt mit bösem Unterton: ,,So, aussteigen jetzt!“ ,,Nein!“, schrie Sina. Doch die schwarze Gestalt hörte nicht auf Sinas Widerworte und zog sie mit Gewalt aus dem Auto bis durch eine schwere Tür einer Waldhütte. Der Mann sperrte Sina dort ein und sie hörte, wie kurz darauf ein Auto gestartet wurde und der Mann offenbar wegfuhr. ,,Wie komme ich hier bloß wieder raus?“ Sina weinte vor Verzweiflung: ,,Wer soll mich an diesem einsamen Ort finden?“ Doch da fiel ihr etwas ein, das ihr ein Lächeln auf das Gesicht zauberte: ,,Ich habe doch mein Handy dabei! Jetzt kann ich meine Schwester anrufen, schließlich arbeitet sie bei der Polizei….
Oh nein! Der Akku meines Handys ist leer! Was soll ich jetzt nur tun?“ Sie weinte noch heftiger als zuvor und schrie vor Zorn. Irgendwann schlief sie völlig erschöpft ein.
Ein Tag verging. Sinas Schwester und die Polizei suchten derweil ohne eine heiße Spur nach Sina. Sinas Schwester weinte so sehr, dass sie rot wurde: ,,Nicht eine einzige Spur des Mädchens“, hörte sie einen ihrer Polizei-Kollegen sagen. Nach einiger Zeit fiel Sinas Schwester etwas ein: ,,Sina hatte am Abend, an dem sie entführt worden ist, Besuch von Anna. Vielleicht weiß Anna ja Bescheid?!“ Die anderen Polizisten nickten ermutigend und Sinas Schwester zückte ihr Handy. Zum Glück hatte sie Annas Nummer gespeichert.
,,Anna, Anna hörst du mich? Ich bin Eva, also Sinas Schwester, du weißt ja die ,,Polizeischwester“, wie du immer so schön sagst, wenn wir uns sehen“, begann die junge Polizistin das Telefonat. Darauf sagte Anna nervös: ,,Ja, ich kann dich hören. Was ist denn los?“ ,,Ich möchte dir ein paar Fragen über Sinas Entführung stellen“,antwortete Sinas Schwester. Anna schrie: ,,Was?! Meine beste Freundin wurde entführt? Wann und wo? Oh nein, ich mache mir so große Sorgen!“,,Alles wird wieder gut. Also…sie wurde gestern gegen 19:30 Uhr (offenbar als sie dich zum Auto gebracht hatte) entführt… .“ Die beiden telefonierten noch eine Weile. Doch Anna wusste offenbar leider kein bisschen über die Entführung.
Zur selben Zeit stand Sina in der Waldhütte auf. Erst realisierte sie gar nicht, wo sie war. Doch dann fiel ihr es weder ein. Sie spürte, wie ihr die Tränen kamen. Sie machte ein trauriges Gesicht. Sie verließen langsam der Mut und ihre Kraft. Sie hatte höllischen Durst. Das Mädchen schaute sich dennoch im Raum um: Auf einem kleinen Holztisch entdeckte sie ein Stück Brot und ein Glas Milch. Ohne nachzudenken griff sie zum Glas und trank es halb leer. Schlagwartig bereute sie es: ,,Mir ist so schlecht. Was ist bloß in der Milch drin? Vielleicht esse ich noch die Scheibe Brot. Dann geht es mir bestimmt besser“, dachte sich Sina. Doch es wurde ganz und gar nicht besser. Es wurde noch viel schlimmer. Alels drehte sich. Sie stöhnte vor Schmerzen auf.
Ein ungefähr 30-jähriger Mann, der zufällig im Wald einen Spaziergang machte, hörte plötzlich verstörende Geräusche. Er konnte sie nicht verorten: Langsam erspähte er die Hütte. Da er zu ängstlich war, die Hütte zu betreten, rief er die Polizei. Zufällig ging der Anruf in Sinas Abteilung ein, wodurch sie den Anruf mitbekam. Nach einer halben Stunde war die Polizistin vor Ort bei dem Mann: ,,Dieses Stöhnen… Hörem Sie es? Oder ist es ein Schreien?“, sagte sie nachdenklich. Die Beamten gingen zur Hütte. Die Männer brachen das Schloss auf. Ganz langsam öffnete Sinas Schwester die Tür der Hütte. Sie hatte sehr große Angst und die Schreie wurden immer lauter und höher. Als sie die Tür ganz langsam und vorsichtig öffnete, erblickte sie ein Skelett, ungefähr 1,50 Meter groß, an. ,,Hilfe!!!“ , schrie die Polizistin und taumelte rückwärts zurück, wobei die Tür ins Schloss fiel. ,,Ich brauche auch deine Hilfe, Schwesterherz“, sagte das Skelett plötzlich. Sinas Schwester schaute es an. ,,Schwesterherz“. ,,Ich habe doch nur eine Schwester“, dachte sie, ,,Oh nein .. Sina… Oh nein… Du wurdest zu dieser Hütte hier entführt und hast dich dann irgendwie in diesen Schatten verwandelt?“, murmelte die junge Polizistin ihre Gedanken vor sich hin. Sie schaltete ihre Taschenlampe ein, während ihre Kollegen sich offenbar nicht mehr darum bemühten, die Hüttentür von außen erneut aufzubrechen. Sinas Schwester schaute sich in der kleinen Hütte um. Da entdeckte sie das halb volle Milchglas und die Krümmel der Brotscheibe auf dem kleinen Holztisch. Auch sie versprüte großen Durst und war kurz davor die restliche Milch zu trinken. ,,Nein! Trink das nicht! Die Milch wirkt stärker bei älteren Leuten als mir!“, schrie Sina. Doch es war schon zu spät. Die Polizistin verwandelte sich schlagartig ebenfalls in ein Skelett.
Vor der Hütte ging erschien plötzlich wie aus dem Nichts ein junger Mann, ungefähr 20 Jahre alt, der spazieren ging, ohne von den anderen Menschen dort bemerkt zu werden. Auch er hörte aus der Hütte Schreie, ein komisches Lachen und Tritte gegen die Tür. Erst weigerte er sich, die Hütte zu betreten, doch nach einigem Zögern trat er ein. Zuerst schrie auch er sehr laut auf, doch dann musterte er die beiden Skelette. Zögernd sagte er: ,,Sina… Eva… seid ihr es?“ Eva und Sina sagten gleichzeitig: ,,Woher kennst du unsere Namen? Und warum bist du ein Skelett? Oh, wir sind ja auch Skelette.“ ,,Ich bin es, Marco, euer großer Bruder!“, sagte der Mann stolz. ,,Warte…wir hatten mal einen Bruder Marco; aber der ist doch schon seit fünf Jahren tot…“, sagte Eva, doch dann sprach Marco dazwischen:,, Ja ich bin euer Bruder. Und ja ich bin schon seit fünf Jahren tot. Aber schließlich sind wir in der Welt der Toten!“ Sina und Eva sprangen auf: ,,Was? In der Welt der Toten? Heißt das, wir… wir…sind auch tot?!“
Wie geht es wohl weiter? Fortsetzung folgt.