An einem wunderschönen Tag ging ein kleines Mädchen mit ihrer Mutter in ein Spielwarengeschäft. Sie hieß Emelie. Sie wollte in diesem Laden etwas Schönes kaufen. Was aber die Mutter und das kleine Mädchen zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnten war, dass viele behaupteten, alle Waren seien dort verflucht!
Das kleine Mädchen, Emelie, lief also völlig unbekümmert durch den Laden und überlegte sich, was sie gerne haben wollte, als sie eine Puppe erblickte. Emelie wollte sie unbedingt haben, also kaufte die Mutter ihrer Tochter diese Puppe. Als sie mit der Puppe wieder zuhause waren, packte das Mädchen die Puppe sofort aus und spielte mit ihr den ganzen restlichen Tag, so lange bis sie abends ins Bett musste. Emelie besaß noch kein Bettchen für die Puppe, deshalb nahm sie ihre Puppe mit in ihr eigenes Bett. Sie schlief schnell und so glücklich wie schon lange nicht mehr ein.
Sie schlief tief und fest, bis sie urplötzlich von einem lauten Lachen geweckt wurde. Als sie sich noch halb verschlafen umschaute, hörte das Lachen auf. Sie schaute auf ihre Puppe und sah, dass ihre Arme anders lagen und dann passierte es: Die Puppe bewegte sich, Emelie schrie laut auf und ließ die Puppe fallen. Ihre Mutter eilte sofort zum Zimmer ihrer Tochter und rief: „Was ist hier los, Emelie?“ ,,Mamaaaaaaaaaaaaaaaa!“, schrie sie erleichtert und erzählte ihr, was passiert war. Die Mutter beschwichtigte: „Das hast du dir bestimmt alles nur eingebildet. Es war einfach nur ein schlechter Traum!“ Emelies Mutter dachte sich erleichtert: „Puppen können sich doch nicht bewegen!“. Sie nahm Emelie die Puppe weg und ging zurück in ihr eigenes Bett. Emelie schlief nach kurzer Zeit dann wieder ein. Plötzlich wurde sie wieder wach, dieses Mal von einem Flüstern. Das Flüstern war so leise, dass sie die Worte nicht verstand. Sie bekam dennoch Angst und kuschelte sich in ihre Bettdecke. Das Flüstern aber wurde immer lauter, so laut, dass selbst ihre Mutter davon – ein zweites Mal in dieser Nacht – wach wurde. Als die Mutter aufstand, suchte sie nach dem Ursprung. Da merkte sie, dass es tatsächlich die Puppe war, die sie ihrer Tochter erst wenige Stunden zuvor gekauft hatte. Sie schmiss die – inzwischen wieder verstummte – Puppe einfach in die Mülltonne vor dem Haus, um den Rest der Nacht endlich Schlaf finden zu können.
Der nächste Tag verlief dann auch ohne weitere Vorfälle und auch die folgende Nacht war angenehm ruhig. Als Emelies Mutter am Morgen aufstand und ins Wohnzimmer ging, bekam sie den Schreck ihres Lebens: Die längst entsorgte Puppe saß dort! Aber sie sah so ganz anders aus, als sie sie in Erinnerung hatte! Wie gruselig! Sie war überall rot angemalt, so dass man denken könnte, sie sei voller Blut. Sie hatte das Grusel-Kleid von „Anabell die Horrorpuppe“ an! Emelies Mutter fragte sich in diesem Moment so viele Sachen auf einmal, dass sie völlig überfordert war: Warum sieht diese verdammte Puppe so verändert aus? Was ist mit ihr passiert? Wer hat sie so verunstaltet? Und die nächste Frage, war die, deren Antwort ihr am meisten Angst zu machen vermochte: Wer hat sie aus dem Müll geholt und wie ist sie wieder in die Wohnung gekommen?
Nachdem der erste Schreck verflogen war, reichte es Emelies Mutter. Sie fuhr mit ihrer Tochter wieder zu dem Spielzeugladen, um die Puppe umzutauschen und dem Spuk endgültig ein Ende zu machen. Als Mutter und Tochter die Adresse suchten, fanden sie den Laden aber nicht mehr. Völlig verwirrt fuhr die Mutter zu einer ihrer Freundin in der Nähe, um jener die ganzen Vorfälle zu erzählen. Als sie dort angekommen waren, sprudelten die Sätze nur so aus ihr heraus. Ihre Freundin namens Lara hörte ihr aufmerksam sah und erzählte ihr, dass sie einst den selben Fehler gemacht habe. Aber bevor sie Details berichten wollte, schickte sie Emelie zu ihrer Tochter – sie hieß Sara. Als Sara und Emelie spielen gingen, erzählte Lara, dass sie mit Sara auch einmal in den besagten Laden gegangen war und nichts Böses ahnte. Aber Lara klärte Emelies Mutter auf: „Der Laden ist verflucht!“ „Bitte, sagtest du ,verflucht‘?!“, rief Emelies Mutter, unsicher, ob sie lachen oder weinen sollte. Lara nickte nur und fuhr fort: „Wenn du die Puppe wegschmeißt, dann wird es immer gefährlicher, erst weint sie nur jede Nacht immer wieder, aber, wenn du sie nicht beachtest, sie – wie ich – einfach in den Keller bringst oder Emelie irgendwo ohne die Puppe hingeht,….“, sie stockte, „also, sie muss sie immer mitnehmen, sonst wird die Puppe sauer und kommt eigenständig zurück.“ Emelies Mutter war wegen Laras Worten geschockt und bekam nun große Angst um sich und ihre Tochter. „Doch das größte Problem ist…“, flüsterte Lara, „das größte Problem ist, wenn du sie aber mitnimmst, passiert immer etwas Schreckliches, z.B ein Unfall.“ „Also unabhängig davon, ob ich sie dabei hab‘ oder nicht, es passiert immer etwas Schlimmes?“, fragte Emelies Mutter entsetzt. „Ja, aber ich weiß, was dagegen hilft“, sagte Lara. Emelies Mutter nickte nur und wartete auf eine Antwort. Lara sprach weiter: „Ich darf es aber niemanden sagen.“ Emelies Mutter riss die Augen weit auf: „Was soll das?!“, und dachte bei sich, „Sie sagt mir, dass es etwas gibt, das gegen den ganzen Ärger mit der Puppe hilft, aber sagt es mir nicht?“ „Einen Tipp, den kann ich dir wohl geben“, flüsterte Lara: „Schneide die Puppe mitten in der Nacht auf und dann warte einfach, was passiert.“ Emelies Mutter wollte jetzt nur noch so schnell es geht wieder alles beenden. Als sie mit Emelie von Lara und Sara aufbrachen, war es schon fast Mitternacht und die Mutter fuhr schnell nach Hause.
Als sie zuhause angekommen waren, brachte sie Emelie sehr schnell ins Bett und wartete bis sie eingeschlafen war. Dann machte sie alles bereit, um die Puppe aufzuschneiden: Sie nahm eine Schere und schnitt das Plastik blitzschnell auf. Schon beim ersten Einschneiden, sah sie einen kleinen Zettel, den sie dann aus der Puppe herausholte. Was stand darauf?
„Hallo, du möchtest das Spiel mit mir schon beenden? Dann übernachte eine ganze Nacht auf einem Friedhof. Vergrabe mich unter einem Grab deiner Wahl. Wenn du es nicht tust, bekommst du eine Strafe, die dir nicht gefallen wird. Du hast es jetzt schon gelesen, also warte auf die nächste Nacht!“ Emelies Mutter dachte sich, dass nichts passieren würde, sondern ihre Nerven und ihre Fantasie ihr einen Streich spielten. Sie beschloss, alles zu vergessen und keine Nacht auf einem Friedhof zu verbringen. Als Emilie am nächsten Tag zu ihrer Oma fuhr nahm sie die Puppe, die ihre Mutter mit Pflastern geflickt hatte, natürlich mit. Als Emelies Mutter ihre Tochter mit der Puppe beobachtete, fasste sie aus einer spontanen Laune heraus den Entschluss, der Anweisung auf dem Zettel doch zu folgen. Sie freute sich auf ein Abenteuer. Sie würde es machen. Also fragte bat sie Emelies Oma, ihre Enkelin bei sich übernachten zu lassen. Jene nickte schmunzelnd, schob Emelies Mutter aus der Tür und sagte: „Klar, mach‘ dir heute einen schönen Tag.“ Sie schlug die Tür zu, nicht ohne Emelies Puppe mitzunehmen und ließ Emelie bei der Oma, drehte sich um und sprach leise zu sich selbst: „Jaja, einen schönen Tag, den werde ich hoffentlich haben.“ Um acht Uhr am Abend, kurz nach Einbruch der Dämmerung, fuhr die Mutter zum Friedhof. Dort angekommen überlegte sie sich, ob sie wirklich der Anweisung auf dem Zettel folgen solle. Sie gab sich einen Ruck. Doch als sie ihre Sachen für die Nacht aus dem Kofferraum auspacken wollte, erblickte sie einen Zettel, auf dem Folgendes stand: „Es gibt kein Zurück mehr! Jetzt bist du schon hier!“ Jetzt bekam Emelies Mutter es immer mehr mit Angst zu tun, aber tat es trotzdem, um die ganze Sache endlich zu beenden. Ihre Freundlin Lara würde ihr ja nicht ohne Grund den Tipp gegeben haben. Sie betrat den Friedhof, suchte eine abgelegene Ecke, legte die Puppe neben sich und schlief nach einer Weile ein.
Dass das ein sehr großer Fehler war, wusste sie zu diesem Zeitpunkt nicht! Es war lange ruhig, mitten in der Nacht aber, wachte sie mehrfach auf. Da realisierte sie plötzlich, dass sie alleine war: Wo war diese verdammte Puppe?? Sie hatte der Anweisung, die Puppe zu vergraben, nicht befolgt – da war sie sich sicher! Plötzlich war sie hellwach und suchte sie lange. Schließlich fand sie die Puppe, mehrere Minuten Fußweg von ihrem Schlafplatz entfernt, an einem zugewucherten Grab. „Der Wind hat sie nicht hierhin geweht“, dachte sich die Mutter. Weiter kam sie nicht …
Die Fortsetzung folgt bald in einem zweiten Teil!